Junior PNKs: „Wie Diversity in Einkaufsorganisationen zu mehr Innovation führt?“ Joshua Küpper von der Provinzial

Joshua Küpper, Nachwuchs-Einkäufer bei der Provinzial

Talk mit Joshua Küpper, Nachwuchs-Einkäufer der Provinzial. Er ist ein sogenannter Highpotential im Unternehmen, um dort die Prozesse auf absolute Effizienz zu durchleuchten. Gerade im Einkauf bietet das enorme Chancen für das Unternehmen. Kombinatorik ist ein Schlüssel zu mehr Innovationen und das können diverse Abteilungen besser für sich nutzen. Aber sein CoffeeConsulting gefällt mir am Besten 😉

Q//Wie bist du in den Einkauf gekommen und was hat dich am meisten überrascht?

A//Während meines dualen Studiums habe ich eine Tätigkeit mit mehr Verantwortung und Herausforderung gesucht. Mir wurde stolz ein Platz im Einkauf präsentiert, das sei ein Ort mit großem Change und viel Innovation.

Da habe ich kurz gezuckt und an mein bisheriges Bild von Einkauf gedacht: eine staubige, verwaltenden Instanz, die von selbst nicht wirklich aktiv wird und auf Zuruf Bleistifte bestellt. Eine Unternehmenseinheit, die im besten Fall “nicht bemerkbar” im Hintergrund agiert.

Ich habe schnell miterlebt, dass das Vorurteil nicht mehr zeitgemäß ist und dass Einkauf als eine der wesentlichen Schnittstellen des Unternehmens mit der Außenwelt durchaus ein Tor für Innovationen sein kann und aktiv nach solchen sucht. Da ist mir erstmals die strategische Rolle von Einkauf als Koordinator für die Beschaffung aller zentralen Produktionsfaktoren (neben Arbeit und Kapital) bewusst geworden. Das setzt nicht nur ein Verständnis von Wertschöpfungsketten voraus, der Einkauf muss diese Wertschöpfungskette mit gestalten, um Mehrwerte durch z.B. Partner und alternative Beschaffungen zu erreichen und dem Unternehmen größere Flexibilitäten zu ermöglichen.

In meinem Fall haben wir dann eine unternehmensinterne Plattform geschaffen, die verschiedene Abteilungen und Bereiche des Hauses miteinander neu vernetzt und ihnen damit genau die Chance gibt, sich besser zu koordinieren und gleichzeitig Unterstützung aus dem Einkauf zu bekommen. Mich hat dabei auch die Vision unseres Einkaufs motiviert:  Einkauf als “Service-Partner und Dienstleister”.

Q//Reverse-Mentoring: Was können Einkäufer von dir lernen?

A//In unserem Projekt hat sich eine Situation abgezeichnet, die ähnlich zu der eines Startups war: Es gab für das Projekt zum einen begrenzte Mittel. Zum anderen waren die Plattform und “Customers-Journey” in erster Linie für Unternehmenseinheiten als Endkunden gedacht, deren Ansprüche wir teilweise nur vermuten konnten. Es existierte eine nicht unwesentliche Wahrscheinlichkeit, dass unsere Plattform nicht den gewünschten Effekt entfalten würde. Mit unserem Ansatz “einfach mal zu machen”,  konnten wir nützliches Feedback in frühem Stadium erfragen und auf das Feedback reagiern.

Im Nachhinein war es  von unserem Einkauf richtig, groß zu denken und den Mut zu haben, sich als Einkauf auf gesamtstrategische Ebene zu begeben, selbst aktiv zu werden.

Q//Wo sollte sich der Einkauf inspirieren? Was inspiriert dich eigentlich?

A//Mich inspiriert es, neue Verbindungen zu schaffen und dadurch Innovation zu beschleunigen. Verbindungen können dabei die neue Verknüpfung und Kombination von Personen oder Ideen, aber auch von Modulen auf einer Plattform sein. Franz Johannson hat das Buch “Medici-Effekt” geschrieben, das mein Verständnis von Diversität nachhaltig veränderte.  Kombinatorik ermöglicht es, aus Bestehendem neuen Wert zu schaffen. Kombinatorik ist die Grundlage einiger der größten Innovationen und ein sehr kreativer Prozess.

Q//Und hier kommt für dich der Einkauf ist Spiel?

A//Ganz genau! Ich bin überzeugt, dass zum Beispiel in allen Dimensionen divers zusammengesetzte Einkaufsabteilungen eine Chance sein können, um hohen Innovationsansprüchen gerecht zu werden. Die Zeiten des Einkaufs als “men in black” sind aus meiner Sicht vorbei.

Q//Wo siehst du die größten Chancen für künftige Einkaufsabteilungen?

A//Es wundert mich immer wieder zu sehen, wie viel Geld für Standardsoftware ausgegeben wird. Bei “make or buy”-Entscheidungen wird das Potential von Open Source-Lösungen oft unterschätzt. Dabei könnten starke Open Source Communities in Kooperation mit verschiedenen Einkaufsabteilungen standardisierte Softwarekomponenten entwickeln und damit Entwicklungskosten massiv senken. Facebook hat dies eindrucksvoll mit “React”, einer Grundlage für die Entwicklung moderner Webapplikationen, vorgemacht: Das zunächst interne Projekt wurde der Community zur Verfügung gestellt und wird aktuell sowohl von Facebook-Entwicklern als auch von Entwicklern aus der Community weiterentwickelt. Die große Adaption ist ein riesiger Erfolg für den Einkauf, da interner Entwicklungsaufwand reduziert, Fehler schneller entdeckt und Lücken schneller geschlossen werden. Neben dem Einkauf ist das natürlich auch für die Personalabteilung ein Vorteil, wenn sie direkt kompetente Personen aus der Community selektieren kann. Voraussetzung für einen Erfolg ist hierbei natürlich, die Grundkomponeten, in denen eine signifikante Masse einen Mehrwerte sieht, Open Source zu entwickeln, um die für den Erfolg notwendige Adaption zu erzielen.

Q//Gibt es ganz spontan Ideen bei dir, welche Services fehlen und was du morgen angehen würdest?

A//Seit ein paar Tagen packt mich der Gedanke “CoffeeConsulting” zu betreiben: Ich finde es spannend zu sehen, was in deutschen Einkaufsabteilungen gerade alles passiert, wie sie sich neu und digital erfinden. Ich habe mir gerade eine BahnCard 100 geholt und fände es klasse, damit durch die Republik zu düsen, andere Einkaufspunks zu besuchen, aufzunehmen was diese umtreibt und gemeinsam Ideen zu entwickeln.- Für einen großen Kaffee pro Tag.

Interview: Stephan Chassaing de Bourdeille

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